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Gepäck im und auf dem Faltboot
Faltboote sind unter anderem so beliebt, weil sie Unmengen an Gepäck schlucken. Man sollte sich davon aber nicht zu sehr verführen lassen
und lieber auf den Rat von Faltboot-Guru Ralph Diaz hören: Nehme nur das mit, was Du auch in einem Rucksack über längere Strecken zu tragen bereit wärest. Von dieser Regel ausgenommen sind natürlich existenzielle Dinge wir Ersatzpaddel, elektrische Lenzpumpe, Paddelfloat etc. Letzten Endes nimmt man doch mehr mit, aber als Ausgangspunkt erscheint mir dieser Rat sinnvoll.
Was gehört aufs Deck? Zunächst einmal nichts was schwer ist. Außerdem muß man entscheiden, an welche Dinge man jederzeit, auch ohne Öffnen der Spritzdecke herankommen
will. Meine Liste (vorwiegend fürs Seekajakfahren, aber auch auf der Müritz will man bei entsprechendem Wellengang keinesfalls die Spritzdecke öffnen):
- Handlenzpumpe (als back up für die eingebaute elektrische)
- Schleppleine
- Ersatzpaddel
- Kartentasche
- Kompass
- GPS
- Fernglas (natürlich absolut wasserdicht)
- Kamera (ich habe deswegen jetzt eine Taucherkamera)
- Wasserflasche
- Etwas zu Essen (Müsliriegel und andere hochkonzentrierte Nahrung)
- Paddeljacke (falls man sie nicht schon trägt)
- Hut (Südwester, Sonnenhut) oder Neokappe (je nach Wetter)
Es kommt natürlich noch ganz auf das Gewässer an. Auf der Müggelspree waren Kompass, GPS und Karte überflüssig und auch die sonst obligatorische
Schwimmweste blieb zu Hause.
Und wie befestigen? Voraussetzung für eine sinnvolle Decksbeladung sind D-Ringe, die bei manchen Faltbooten (zumeist nur in der
sogenannten "Expeditionsausführung") auf das Oberdeck genäht sind. Besser noch sind D-Ringe, die entweder an die Haut genäht (meist zwischen Oberdeck und Haut) oder geklebt sind. Sie sind wesentlich
stabiler befestigt und an den geklebten kann man gefahrlos ein vollgeladenes Boot tragen. Ein Gepäcknetz
vor der Sitzluke ist eine feine Sache, es hält einiges an Kleinteilen gut beieinander. Aber Vorsicht: Eine wirklich heftige Welle und alles schwimmt weg. Daher sollte man seine Sachen zusätzlich mit kleinen Karabinern oder ähnlichem anclippen.
Hohe Decksbeladungen, die man öfter sieht (großer Paddelsack mit Schlafsäcken und Isomatten z.B.) sollte man vermeiden. Bei aufkommendem Wind wird das Boot unter Umständen schwer zu steuern und wenn man
kentert, ist es sehr viel schwieriger wieder einzusteigen.
Was gehört unters Deck? Natürlich alles was schwer oder groß
ist. Die schweren Sachen sollten so weit wie möglich in die Mitte gepackt werden (in die Nähe des schwersten "Gepäckstücks", dem Paddler). Am besten verstaut man die ganz schweren Sachen direkt hinter dem Sitz oder rechts und links davon. Wassersäcke (falls man viel Wasser mitnehmen muß) gehen meist gut neben oder vor die Sitze, zumindest in Faltboot Zweiern.
Nach Möglichkeit sollte alles wasserdicht verpackt
werden. Der Markt bietet Paddelsäcke in allen Größen. Für die Spitzen kann man entsprechend geformte Säcke kaufen. Wasserdichte Verpackung schont nicht nur den Inhalt (man glaubt gar nicht, was z.B. von Salzwasser alles angegriffen wird), sie bietet auch zusätzlichen Auftrieb durch die in den Paddelsäcken eingeschlossene Luft. Aber: Paddelsäcke sind nicht luftdicht und in der Regel auch nicht 100% wasserdicht. Der
Rollverschluss schließt einfach nicht gut genug ab. Gut bewährt haben sich Auftriebskörper mit wasserdichtem Reißverschluß, die allerdings nicht billig sind. Mehrere kleine Paddelsäcke lassen sich
einfacher verstauen als wenige große. Außerdem wird nur wenig Ausrüstung naß, wenn doch mal Wasser in einen kleinen Sack eindringen sollte. (siehe auch unten: Tips und Tricks)
Wenn das Boot fertig gepackt ist, sollte man es nach Möglichkeit vor den Einsteigen genau taxieren, ob es in jeder Richtung gleichmäßig im Wasser
liegt, ob es also gut getrimmt ist. Ein schlecht getrimmtes Boot ist manchmal sehr unangenehm zu paddeln, daher sollte man sich die Mühe machen, notfalls nochmals umzupacken.
Tips und Tricks
Paddelsäcke:
- Sie sollten nicht zu voll aber auch nicht zu leer
sein. Drei, besser vier "Umdrehungen" sollte der Rollverschluß kriegen. Wenn der Paddelsack zu leer ist, drückt von unten nichts gegen den geschlossenen Rollverschluß, er wird lose. Eingeschlossene Luft entweicht relativ schnell, sie taugt nicht zur Füllung.
- Daher beim Schließen des Sacks die Luft gut rausdrücken. Das geht gut, wenn man den Sack drückt und gleichzeitig den Rollverschluß flach
nach unten zieht und dann in dieser Stellung anfängt zu rollen. Das Verfahren hat noch den Vorteil, daß die Fläche, die man aufrollen will keine Knicke hat, das erhöht die Dichtheit des Verschlusses. Es gibt
auch Paddelsäcke mit eingebauten Ventilen, die das Komprimieren erheblich erleichtern. Man kann das auch selber bauen.
- Ich lege als letztes in jeden Paddelsack ein kleines Handtuch, einen Lappen oder ähnliches. Wenn dann doch mal Wasser durch den Verschluss
kommt (meist nur ein paar Tropfen), bleibt es dort hängen. Zusätzlich kann man sich die Hände abtrocknen, bevor man nach Kamera oder trockener Wäsche greift.
Packen:
Packluken sind eine segensreiche Angelegenheit, die leider in die wenigsten Boote serienmäßig eingebaut wurden und werden. Ihr
Name ist eher irreführend, da man selten durch sie Gepäck schiebt (wozu sie meist auch zu klein sind). Sie dienen eher dazu, das durch die Sitzöffnung reingeschobene Gepäck mit den Händen über die Spanten
hinweg in die äußersten Ecken zu schieben. Man kann so den Stauraum wesentlich besser ausnutzen, besonders, wenn man eher kleinere Gepäckstücke hat. Packluken werden z.B. von der Fa. Pouch auch
nachträglich in Boote eingebaut.
- Wer keine Packluken hat kann sich zumindest für die schwierigste Abteilung - Gepäck in den Bootsspitzen - auch anders behelfen: Einen kleinen
Block (eine Rolle im Gehäuse) oder auch einen O-Ring aus Edelstahl an den Steven befestigen (das geht meist mit fester - unverrotbarer! - Schnur). Eine Leine durchziehen, die gut doppelt so
lang wie der Abstand der Steven zur Sitzluke ist und in die Enden je einen kleinen Karabiner einknoten. Das ganze muß natürlich beim Aufbau erfolgen, sonst wird die Montage doch etwas schwierig und
klaustrophobisch. Man kann dann einen Paddelsack mit dem meist vorhandenen D-Ring in den Karabiner hängen und ihn in die Spitzen ziehen, was wesentlich einfacher (und bequemer) geht als drücken.
Das andere Ende wird in die Bodenlasche des Packsacks eingeklinkt, dann geht auch das rausziehen viel einfacher. Natürlich kann man die Schnur auch an den Paddelsack anknoten, aber das wird schnell lästig,
wenn man an die Sachen öfter dran muß.
- Daher empfiehlt es sich grundsätzlich, in die Spitzen diejenigen Sachen zu tun, die man wahrscheinlich selten oder nie braucht.
- Ob schieben oder ziehen, es ist immer schwierig das Gepäck über die Spanten zu bugsieren. Mit einem untergelegten Paddel geht es
manchmal viel einfacher.
Probepacken
ist eine gute Idee und geht am besten, wenn man das Boot ohne Haut aufbaut:
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